Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 5

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

29.10.2023

Ehemaliges Flughafengelände

Auch zu Ende Oktober gibt es noch keine weiteren Informationen zum Bearbeitungsstand der Anfrage zu einer Nutzung des ehemaligen Flughafens Gütersloh durch die US-Armee.  Dies liegt sicher ein Stück weit an der Natur der Sache: Militärische Entscheidungsprozesse unterliegen in der Regel einer Geheimhaltung und entziehen sich so einer öffentlichen Kontrolle. Umso mehr bleibt einzig, Spekulationen anzustellen, welche Aspekte bei der Entscheidung eine Rolle spielen könnten.

So traurig und bedrückend die Eskalation des Nahostkonflikts seit Anfang Oktober ist, so kann sie bedeuten, dass der Fokus der militärischen Anstrengungen der US-Armee sich für eine Zeitlang von der europäischen Ostflanke in Richtung Mittelmeerraum verschieben wird und dadurch auch der Bedarf an einer neuen US- oder NATO- Air Base Guetersloh gemindert wird.

Eine andere Entwicklung betrifft die amerikanische Innenpolitik: Mit der Wahl eines Trump-Vertrauten zum Vorsitzenden des Repräsentantenhauses wird es wahrscheinlich, dass Militärausgaben, die im Zusammenhang mit dem Schutz der europäischen Ostflanke stehen, reduziert werden, wie es von republikanischen Politikern seit langem gefordert wird. 

Ein dritter Aspekt bezieht sich auf ein eher technisches Detail: In Darstellungen zur Geschichte des Flughafens wird darauf hingewiesen, dass die Start- und Landebahn im wörtlichen Sinne auf Sand gebaut ist. Zwar bestand und besteht die Möglichkeit, dass in Gütersloh auch Maschinen vom Typ einer Boeing 747  landen. Es darf aber bezweifelt werden, ob die Landebahn mit ihrem sandigen Untergrund für eine ständige Nutzung durch schwere Transportmaschinen geeignet ist. Dies wäre bei einer als Nutzung eines Loghub´s (siehe Blogpost Nr. 4 vom 22.10.2023) die Regel. Die jüngst vorgenommenen Probebohrungen werden diesen Umstand mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt haben.

All dies sind Spekulationen, die aber leider angestellt werden müssen, solange substantiellere Hinweise weiterhin  nicht zur Verfügung stehen.

Die Alternative zur nun im Raum stehende Remilitarisierung ist die sogenannte Konversion, die Umwandlung von militärischer in zivile Nutzung. War ursprünglich damit vor allem eine Umstellung der Produktion in der Rüstungsindustrie  von Rüstungsgütern auf zivile Produkte gemeint, ergab sich  nach dem Ende des Kalten Krieges vor allem in Europa mit der Verwertung militärischer Liegenschaften ein zweiter Schwerpunkt von Konversion.

Seit dem Abzug der Britischen Streitkräfte arbeitet die Stadt Gütersloh und die Nachbarkommunen Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz daran, Nutzungsperspektiven für den ehemaligen Flughafen zu entwickeln. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist Eigentümerin und Verwerterin der militärischen Flächen. Zu den Konversionsflächen zählen 349 bundeseigene Wohneinheiten, zwei Kasernen, Sportplätze, Schulen und ein NAAFI-Shop, einem ehemaligen Supermarkt für britische Streitkräfte.

Über den aktuellen Stand der Konversion gibt die Webseite der Stabsstelle Konversion der Stadt Gütersloh Auskunft. Dort heißt es: „Während 2021/ 2022 eine militärische Wiedernutzung durch britische Streitkräfte geprüft wurde, erfolgt seit 2023 die Prüfung einer militärischen Wiedernutzung des Geländes durch US-Streitkräfte. (…) Für den ersten Entwicklungsabschnitt (Teilbereich Nord) des interkommunalen Gewerbe- und Industriegebietes werden die Bauleitplanverfahren durchgeführt (…). 2021 wurden Gebäude und Anlagen in diesem Bereich, darunter die ehemalige Siedlung Parseval-/ Zeppelinstraße, zurückgebaut.“ Für diesen Teilbereich Nord wurde jüngst in der Neuen Westfälischen vermeldet: „Schüco kommt nach Gütersloh. Das Bielefelder Großunternehmen kauft das Filetgrundstück gegenüber vom Flughafen, um einen neuen Standort zu eröffnen.“

Neben den langfristigen Perspektiven gab und gibt es Zwischennutzungen einzelner Gebäude oder Gebäudekomplexe, so als Impfzentren während der Corona-Pandemie oder nun, ab November 2023, als Flüchtlingsunterkunft.

Grob unterscheiden ließen sich bei der bislang verfolgten Flufhafenkonversion Flächen für Gewerbe und Industrie, Flächen für Freizeit und Erholung sowie flächenmäßig am ausgedehntesten Naturraum.

In Zeiten des Klimawandels entsteht für Konversionsprozesse eine neue, zusätzliche Option: Flächen könnten zu einer Aufforstung genutzt werden. Statt startendem und landendem Kriegsgerät und emissionsintensiver Militärlogistik ein neu entstehender Wald als Ersatz für andernorts versiegelte Flächen, Lebensraum für Flora und Fauna und Naherholungsgebiet für die Bevölkerung in der Umgebung.

Doch mit der Anfrage des US-Militärs sind alle zivilen Nutzungsperspektiven für´s Erste auf Eis gelegt.

Quellen:

259n_Guetersloh_Flughafenkonversion.pdf (lwl.org)

Flugplatz – Gütersloh (guetersloh.de)

Stand: 02.11.2023

Nächster Blogpost am 05.11.2023:

  • Manifest: Wir streben eine Welt an, in der der Einsatz von Waffen, das Herbeiführen von Kriegen geächtet wird und gewaltfreie Mittel zur Lösung von Konflikten eingesetzt werden.

Für Anregungen oder Fragen nutzen Sie gerne die Kommentar-Funktion +++ Weiter am Thema interessiert? Abonnieren Sie den Newsletter unter: info@gegensätze.de

Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 4

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

22.10.2023

Ehemaliges Flughafengelände

In der vergangenen Woche fand in Gütersloh eine erste Versammlung statt, die sich mit der Zukunft des ehemaligen Flughafens Gütersloh unter dem Eindruck des bekannt gewordenen US-amerikanischen Nutzungsinteresses befasste. Knapp 30 Personen waren der Einladung des Initiators Dirk Steinberger unter der Überschrift „Keine Re-Militarisierung – Flughafen Gütersloh bleibt zivilisiert“ gefolgt. Die lokalen Medien Neue Westfälische und Die Glocke berichteten über den Verlauf des Abends.

Eine Fragestellung des Abends war, aus welchen Motivationen heraus Bürger und Bürgerinnen einer neuen militärischen Nutzung des Areals ablehnend gegenüberstehen. Denkbar sind viele Gründe und Motivationen:

  • Menschen, die eine bislang in Aussicht stehende zivile Nutzung befürworten, die Ansiedlung neuer Gewerbe, Raum für Naturschutz und Naherholung, die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft;
  • Menschen, die Fluglärm befürchten;
  • Menschen, die Krieg und Militär für eine Ausprägung männlicher Weltgestaltung halten, die seit jeher Leid und Unheil mit sich bringt;
  • Menschen, die als Nachbarn um die  Lebensqualität ihrer Wohnorte fürchten;
  • Menschen, die Angst davor haben, dass die Heimatregion zum Ziel feindlicher Angriffe wird;
  • Menschen, die Entscheidungen dieser Tragweite als Ergebnis demokratische Willensbildung sehen wollen statt als behördliche Anordnung;
  • Menschen, die als Anlieger über Jahrzehnte erlebt haben, wie sehr der Flugbetrieb den Alltag beeinflusst und belastet;
  • Menschen, die in Zeiten des Klimawandels als unverantwortlich ansehen, Millionen und Milliarden Euros oder US-Dollars in die Rüstung zu stecken, ganz abgesehen von den Emissionen, die Rüstung, Militär und Krieg von sich aus zusätzlich erzeugen;
  • Menschen, die gerade auch nach dem Verlauf der letzten Jahrzehnte nicht daran glauben, dass westlich geführte Militäroperationen die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben.

Nicht alle Argumente kamen an dem Abend zur Sprache, doch lässt sich vermuten, dass es insgesamt sehr viele Menschen sein werden , vielleicht sogar eine zivilgesellschaftliche Mehrheit, die sich gegen und nicht für einen US- Stützpunkt Guetersloh Air Base aussprechen würden.

In einem Grußwort von Eugen Drewermann,  bekannter Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller wurde gerade der Aspekt der zurückliegenden westlichen Militäroperationen aufgegriffen: „1991 Irak, 1995 Balkan, 1999 Serbien, 2001 Afghanistan, 2003 wieder: Irak, 2011 Libyen, 2014 Syrien, mit den Nebenschauplätzen Jemen, Mali, Somalia, Niger, Burkina Faso… Soll das so weitergehen? Das Militär löst keine Probleme, es verursacht und vergrößert sie.“

Eine weitere Fragestellung des Abends war, wie ein Engagement gegen eine Remilitarisierung aussehen kann und wie aussichtsreich oder aussichtslos es ist.

Wie ein Engagement aussehen kann, darüber gab ein weiteres Grußwort der „Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung“ mit Sitz in Kaiserslautern Auskunft, die als eingetragener Verein mit Gemeinnützigkeit seit 2001 besteht. Anlass war der geplante Ausbau der US Air Base Ramstein bei gleichzeitiger Verlegung des militärischen Teils der Rhein-Main-Airbase Frankfurt nach Ramstein bzw. Spangdahlem. Zur Arbeitsweise einer Initiative gab es folgende Einblicke und Empfehlungen:

  • Ständige Beschwerden bei den Verursachern;
  • Kontakte zur Lokal- und Landespolitik;
  • Erstellen und Versand per Email von Überfluglisten zur Radarerkennung der Flugbewegungen;
  • Gründung einer Bürgerinitiative, um gut funktionierende Netzwerke erstellen zu können und zu unterhalten;
  • Beachtung des Genehmigungsverfahrens bis hin zum Klageweg, der per se den Umweltverbänden – BUND und NABU- zusteht und auch zulässig ist.

Eine Initiative gegen eine Remilitarisierung wird sich auch auf die Erfahrungen jener Bürgerinitiative zurückgreifen können, die im Beitrag von Eugen Drewermann erwähnt wird: Dem Protest gegen eine militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner-Heide in Brandenburg. Das ehemals von der russischen Armee genutzte Gelände sollte als Militärübungsgelände weitergenutzt werden. Der Fortgang wird auf der Webseite der Kyritz-Ruppiner-Heide dargestellt: „Seit 1994 war der Bund Eigentümer des Areals und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemeinsam mit der Bundeswehr für das Gelände verantwortlich. (…) Begangene Verfahrensfehler ermöglichten es, dass man gegen die Nachnutzungspläne der Bundeswehr juristisch vorgehen konnte. Die Proteste rissen nicht ab. 17 Jahre währte der friedliche Kampf gegen die militärische Nutzung. (…) Das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes vom März 2009 fiel positiv für die Protestler aus. Am 9. Juli 2009 erklärte der Bundesverteidigungsminister schließlich, dass die Bundeswehr das Urteil akzeptiert und den Bombenabwurfplatz nicht in Betrieb nehmen werde. Die Heide war endlich frei.“

Ergebnis der Versammlung in der vergangenen Woche war, dass es eine erneute Veranstaltung in größerem und verändertem Rahmen geben soll.

Quellen:

https://www.kyritz-ruppiner-heide.de/historie/2008.html

www.fluglaerm-kl.de

https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/guetersloh/23690664_US-Armee-am-Guetersloher-Flughafen-Angst-vor-Laerm-und-militaerischen-Bedrohungen.html

Nächster Blogpost am 29.10.2023:

  • u.a. Zivilisieren statt militarisieren, warum Konversion so wichtig ist …

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Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 3

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

Nr. 3 – 15.10.2023

Ehemaliges Flughafengelände

Wir dokumentieren: EINLADUNG INFORMATIONSVERANSTALTUNG 18.10.2023: 

„Keine Re-Militarisierung – Flughafen Gütersloh bleibt zivilisiert“

Informationsveranstaltung am 18. Oktober ab 18 Uhr im Schützenhaus Niehorst, Gütersloh

Zu der öffentlichen Informationsveranstaltung“Keine Re-Militarisierung – Flughafen Gütersloh bleibt zivilisiert“ sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen. Diese findet am Mittwoch, den 18. Oktober ab 18 Uhr im Schützenhaus Niehorst, Brockhagener Straße 376 in 33334 Gütersloh statt.

Zu dem Anliegen:

Die jüngsten Anzeichen für eine mögliche Re-Militarisierung des Flughafens Gütersloh haben bei vielen Menschen in der Region für Unruhe gesorgt. Mögliche Folgen wie erhöhter Fluglärm, Umweltverschmutzung und weitere Militarisierung stehen im Widerspruch zu den Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner.

Tagesordnung:

  1. Begrüßung, Vorstellung, Tagesordnung
  2. Grußworte von der BI gegen Fluglärm Kaiserslautern, Eugen Drewermann und Andrej Hunko werden verlesen
  3. Stellungnahmen von anwesenden Vertretern örtlicher Institutionen
  4. Vorstellung und Sammlung von Informationen zu der Thematik
  5. Vorschlag für mögliche Arbeitsstrukturen
  6. Vorschläge zu Aktivitäten z.B. Infoveranstaltungen mit Vertretern der Verwaltung und Verbänden, Infostände, Beauftragung eines Verfahrensrechtlers
  7. Ende um 20:00 Uhr

Warum sollten Sie teilnehmen?

  • Sie haben Fragen zur Re-Militarisierung und deren Folgen?
  • Sie haben Informationen, die der Allgemeinheit nicht bekannt sind?
  • Sie möchten sich mit anderen engagierten Bürgerinnen und Bürgern vernetzen?

Das Treffen bietet eine Plattform für den offenen Dialog und die Möglichkeit, gemeinsam kritische Positionen zu formulieren.

Ich freuen mich auf Ihr Kommen und einen fruchtbaren Austausch.

Zu meiner Person:

„Zu dem Treffen lade ich als Privatperson ein, ich gehöre keiner Partei oder Organisation an. Nachdem über Monate kein Widerspruch zu der geplanten Ansiedlung der US – Streitkräfe zu vernehmen war, habe ich mich entschlossen ein solches Treffen selbst zu organisieren. Ziel ist es, dass sich auf dem Treffen Bewohnerinnen und Bewohner der Region zusammenfinden die eine kritischen Position zu dem Vorhaben formulieren wollen. Selbst wenn sich die Planungen nicht mehr aufhalten lassen sollten, kann durch eine kräftige Gegenposition vielleicht wenigstens ein Nachtflugverbot oder die Begrenzung der Flugbewegungen insgesamt erreicht werden. Zu der Meinungsfindung einer möglichen Interessensemeinschaft auf dem Treffen werden ich nicht mehr beitragen als andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Meine Persönlichen Ziele sind:

– keine erneute militärische Nutzung der Anlage.

– der Konversionsproßess hin zu einer zivilen Wohn – Gewerbe- und Freizeitnutzung muss fortgeführt werden.

– das Naturschutzgebiet bleibt in seiner Funktion unangetastet.

Ich bin parteilos und in keiner politischen Organisation tätig, 50 Jahre alt und von Beruf Forstwirt und selbstständig in der Garten- und Landschaftspflege tätig.“

Kontakt:

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, nutzen Sie dafür bitte diese E-Mailadresse.

Keine Re-Militarisierung – Flughafen Gütersloh bleibt zivil
c/o Dirk Steinberger
Brackweder Straße 8
33790 Halle/Westf.
E-Mail: zivilisiert@gmx.de

Quellen:

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Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 2

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

Nr. 2 – 08.10.2023

Ehemaliges Flugfeld Gütersloh

Im März und im Juni diesen Jahres haben US-Militärs das Gelände des ehemaligen Flughafen Gütersloh inspiziert. Dabei wurden auch Probebohrungen durchgeführt, die nach Einschätzung in der Presse u.a. dazu dienten, den Zustand der Runway, d.h. der Start- und Landebahn zu beurteilen. 

Durchaus denkbar ist, dass ähnlich wie der US-Stützpunkt Ramstein, wo Transportflüge ins ostpolnisch gelegene Rzeszów zur Tagesordnung gehören, ein militärisch wieder instandgesetzter Flughafen Gütersloh als ein Log Hub für Militärtransporte insbesondere in die Baltischen Staaten fungieren könnte.

„Logistic Hubs (LogHubs) sind Knotenpunkte für militärisches Personal und Material in ganz Europa. Werden Truppenteile über Ländergrenzen hinweg transportiert, kümmern sich diese militärischen Einrichtungen um die Ankunft und den Weitertransport des Personals sowie des Materials. Das steigert die Effektivität der Logistik und stärkt so die eingesetzten Streitkräfte“, so ist es auf einer Seite der Bundeswehr zu lesen, die gleichzeitig vermeldet: Das Netzwerk der von europäischen Streitkräften betriebene Verteilzentren wächst. Dies wird auch für die amerikanischen Anlagen dieser Art gelten.

Die Länge der Startbahn würde auch Starts und Landungen amerikanischer Transporter vom Typ Lockheed Herkules oder Boeing Globemaster ermöglichen.

Fest steht, dass Planungen und später auch Realisierungen sich jeglicher demokratischer Mitwirkung entziehen werden. Schon der Begriff Liegenschaftsanforderung, der im Falle eines konkreten Interesses vom US-Militär an das Bundesministerium für Verteidigung zu richten wäre, legt nahe, dass Verwaltungs- und Beteiligungsverfahren eher schmal ausfallen werden und keineswegs ergebnisoffen gestaltet sind.

Umso wichtiger erscheint, die Entwicklungen im Blick zu halten und frühzeitig zu intervenieren. „Die Informationslage zu diesem Vorgang ist unzureichend. Sowohl der Kreis Gütersloh als auch die Staatskanzlei in Düsseldorf geben an, keine Informationen zu haben“, so heißt es in einem Einladungstext zu einer Veranstaltung, die sich an die Bewohnerinnen und Bewohner des Kreises Gütersloh und Friedensfreunde in der Region richtet: Um der Forderung nach mehr Informationen Nachdruck zu verleihen, findet am Mittwoch, den 18. Oktober, ab 18 Uhr eine Veranstaltung im Schützenhaus Niehorst, Brockhagener Straße 376 in 33334 Gütersloh, statt. Motto: „Keine Re-Militarisierung – Flughafen Gütersloh bleibt zivil!“

Quellen:

Bundeswehr: logistic hubs – das Netzwerk der Verteilzentren wächst

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Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 1

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

Nr. 1 – 01.10.2023

Der Flughafen Gütersloh wurde Mitte der Dreißiger Jahre für die deutsche Wehrmacht errichtet und beherbergte im 2. Weltkrieg Jagd- und Kampfgeschwader der Luftwaffe. Zum Ende des 2. Weltkrieges wurde das Gelände kurz durch die US Air Force und anschließend von der Royal Air Force genutzt. 1993 fand eine Übergabe an die britische Armee statt. Der Flugbetrieb der britischen Heeresflieger wurde 2013 eingestellt und das Areal nach Abzug aller militärischer Verbände 2016 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben. Damit verbunden war die Perspektive, Flugfeld und Gebäude im Sinne von Konversion (= Umwandlung von militärischer in zivile Nutzung) neuen Nutzungen zuzuführen.

Während Parteien und AkteurInnen im Umfeld sich bislang wenig zu den neuen Plänen äußern, begrüßten CDU-Politiker Elmar Brok und die FDP Gütersloh bereits eine erneute militärische Nutzung des Geländes.

Ende September gab das NRW-Flüchtlings- und Integrationsministerium bekannt, dass ab 1. November 2023 in der Princess Royal-Kaserne eine Unterkunft für Geflüchtete mit 500 Plätze in Betrieb gehen soll. Ob diese Nutzung Zeichen dafür ist, dass ein zukünftiger militärischer Flugbetrieb vom Tisch ist, ist nicht bekannt.

Auf die Frage nach der Zukunft des ehemaligen Flughafens Gütersloh antwortete die Künstliche Intelligenz Chat GPT: „Ob der Flughafen Gütersloh in der Zukunft wieder militärisch genutzt wird, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter politische Entscheidungen, Sicherheitsanforderungen und die strategische Bedeutung der Region. Da sich solche Entscheidungen über die Zeit ändern können, ist es wichtig, auf aktuelle Nachrichtenquellen oder offizielle Regierungsmitteilungen zuzugreifen, um Informationen zum aktuellen Status und zur Nutzung des Flughafens Gütersloh zu erhalten.“

Der vorliegende Blog wird diese Aufgabe übernehmen und die Entwicklungen genau beobachten und darauf hinwirken, dass es nicht zu einer Remilitarisierung des Flughafen-Geländes kommt.

Quellen:

Flughafen Gütersloh – Wikipedia

US-Militär möchte ehemaligen Gütersloher Flugplatz nutzen | Radio Gütersloh (radioguetersloh.de)

FDP in Gütersloh begrüßt Stationierung des US-Militärs am ehemaligen Flughafen | Radio Gütersloh (radioguetersloh.de)

Brok erklärt Interesse der USA am Flughafen Gütersloh | Radio Gütersloh (radioguetersloh.de)

Nächster Blogpost am 8.10.2023:

  • u.a. Probebohrungen offenbaren Interesse an Start- und Landebahn …

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September 2023

Leserbrief zu „Taurus-Lieferung für Ukraine rückt näher“ zur Westfälischen Friedenskonferenz in der NW vom 16.09.2023:

Die Beteiligten der Verhandlungen des Westfälischen Friedens vor 375 Jahren würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie erfahren würden, dass die Erinnerung an ihr Wirken für eine Veranstaltung herhalten soll, bei der von wesentlichen Akteuren das Vorankommen auf dem Schlachtfeld und neue Waffenlieferungen in den Vordergrund gerückt werden. Müssen noch, wie im 17. Jahrhundert, Unzählige auf den Schlachtfeldern sterben und Verheerungen riesigen Ausmaßes angerichtet werden, bis sich mutige Köpfe mit neuen Ideen für eine friedliche Lösung durchsetzen? Out of the box-Denken ist gefragt. Dazu waren im Gegensatz zu heute die Akteure 1648 offenbar bereit und in der Lage.


Manifest:

7 – Krieg als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele

Wir sehen eine Welt um uns herum, in der Krieg immer wieder zur Durchsetzung politischer Ziele eingesetzt wird. Eine riesige Industrie profitiert von dem Einsatz von Waffen.

Wir streben eine Welt an, in der der Einsatz von Waffen, das Herbeiführen von Kriegen geächtet wird und gewaltfreie Mittel zur Lösung von Konflikten eingesetzt werden.

Weitere Informationen unter: Manifest Gegensätze

August 2023

Beitrag zum Artikel „Philosoph sieht Fundament für Hass auf Westen in Deutschland“ in der NW vom 17.08.

Der Artikel suggeriert, „den Westen“ gäbe es so gar nicht und die Ablehnung des Westens sei nicht nachvollziehbar. Dies ist inhaltlich absurd, da die Hauptakteure nicht müde werden, kollektiv explizit westliche Werte von Freiheit und Demokratie ins Felde führen. Übersehen wird, dass die Geschichte westlichen globalen Agierens Kolonialismus, Zwangsmissionierung, Sklaverei, moralische Überheblichkeit, exzessiver Verbrauch von Ressourcen und nicht zuletzt Angriffskriege in Vietnam und Nahost umfasst. Nicht Selbsthass, aber Selbstkritik und eine differenzierte Aufarbeitung von Vergangenheit und Gegenwart täten Not, aber werden nicht nur zu Zeiten der aktuellen Propagandaschlacht als Unterstützung von Despoten diskreditiert.


MANIFEST

1. Hunger in der Welt

Wir sehen eine Welt um uns herum, in der die Güter der Erde sehr ungleich verteilt sind und eine große Anzahl von Menschen in bitterster Armut leben.

Wir streben eine Welt an, in der die materiellen Ressourcen gerecht verteilt sind und die Grundbedürfnisse aller Menschen befriedigt sind.

Weitere Informationen unter: Manifest Gegensätze

Juni 2023

Beitrag zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms und die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges, u.a. „Entsetzen nach Angriff auf Staudamm“ in der Neuen Westfälischen von Mittwoch, 07.06.2023:

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms als voraussagbare neue Dimension des Unheils in der Ukraine stürzt Zehntausende in Not und verwandelt fruchtbares Land dauerhaft in Ödnis. Weitere Schreckensszenarien, wie eine nukleare Verseuchung infolge einer Havarie des AKW  Saporischschja tauchen am Horizont auf. Auch dann werden sich die Kriegsparteien gegenseitig die Schuld geben. Wann endlich werden alle Kriegstreiber inklusive jener, die von Offensiven, Gegenoffensiven und Sieg schwadronieren, endlich zur Vernunft kommen und aus der Eskalationsspirale aussteigen? Verhandlungen jetzt – endlich!


Manifest

7 – Krieg als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele

Wir sehen eine Welt um uns herum, in der Krieg immer wieder zur Durchsetzung politischer Ziele eingesetzt wird. Eine riesige Industrie profitiert von dem Einsatz von Waffen.

Wir streben eine Welt an, in der der Einsatz von Waffen, das Herbeiführen von Kriegen geächtet wird und gewaltfreie Mittel zur Lösung von Konflikten eingesetzt werden.

Weitere Informationen unter: Manifest Gegensätze

März 2023

Leserbrief zu „Naturschützer kritisieren städtische Baumfällungen am OWD“ in der NW vom 15.03.2023:

Wieder einmal werden Bäume im großen Stil beseitigt. Immer wieder werden dabei Gründe vorgetragen, die angesichts eines massiven globalen Verlusts an Wald mal mehr oder mal weniger skurril wirken. Im Falle des kleinen Mischwaldes am OWD fallen selbst diese Erklärungsversuche dürftig aus. Leider wird nur selten eine Verbindung gezogen, die doch eigentlich naheliegt: Das Holzkraftwerk der Stadtwerke Bielefeld benötigt einen ständigen Nachschub an Holz und Gehölzen. Pro Jahr werden nach Eigenangabe 25.000 Tonnen kleingehäckseltes Holz benötigt. Kein Wunder also, dass immer wieder neue Rodungen anstehen für  klimaneutrale Energie aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Und wenn man nicht wie Hamburg Buschholz aus Afrika importieren will oder im Schwarzwald liegt, muss die städtische Botanik bis an die Schmerzgrenze geplündert werden.


Manifest:

3 – Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen

Wir sehen eine Welt um uns herum, in der ein verschwenderischer und zerstörerischer Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Welt betrieben wird.

Wir streben eine Welt an, in der die Güter der Erde in einem Maße genutzt werden, das ökologisch sinnvoll ist.

Weitere Informationen unter: Manifest Gegensätze

Januar 2023

Beitrag zur Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine:

Der Krieg findet weiterhin auch in den Köpfen statt: Der Schreie nach Waffen und einen Sieg sind lauter als das Wimmern der Sterbenden und die Trauer der Hinterbliebenen. Bei Lichte betrachtet: Der Krieg ist entschieden. Die Vorstellung, mit Panzerverbänden eine Wende des Geschehens, einen Sieg herbeizuführen – erdacht und gefordert von immer denselben Einpeitschern – ist absurd. Sieg oder Niederlage? Alle haben verloren: Die Menschen in der Ukraine, die Menschen in Russland und die Weltgemeinschaft, weil die Mittel, die in Tod und Zerstörung investiert werden, für die dringenden Aufgaben der Menschheit, Überwindung von Klimawandel und Armutsbekämpfung, bitterlich fehlen.


Manifest

7 – Krieg als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele

Wir sehen eine Welt um uns herum, in der Krieg immer wieder zur Durchsetzung politischer Ziele eingesetzt wird. Eine riesige Industrie profitiert von dem Einsatz von Waffen.

Wir streben eine Welt an, in der der Einsatz von Waffen, das Herbeiführen von Kriegen geächtet wird und gewaltfreie Mittel zur Lösung von Konflikten eingesetzt werden.

Weitere Informationen unter: Manifest Gegensätze