Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Von Oktober 2023 bis Juni 2024 erhielten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.
30.06.2024
Die vorliegenden 30. Ausgabe wird vorerst oder endgültig letzte Nummer des Blogs Gegensätze zu einer Remilitarisierung des ehemaliger Militärflughafens Gütersloh sein.
Derzeit zeichnet sich zum Glück keine militärische Neunutzung des ehemals von den britischen Streitkräften genutzten Areals und damit eine Umsetzung des in einem Letter of Intent 2023 formulierten Nutzungsinteresses des US-Militärs ab. Die Ausbaupläne von US-, bzw. NATO-Militärbasen konzentrieren sich offenbar auf Südosteuropa. Ende Juni 2024 ging es erneut durch die Presse: Rumänien plant den Bau der größten Nato-Militärbasis in Europa. Die Kosten für das Projekt des Luftwaffenstützpunktes Mihail Kogălniceanu belaufen sich auf 2,5 Milliarden Euro und es wird erwartet, dass der Stützpunkt mehr als 10.000 Soldaten beherbergen wird. Auf einer Fläche von über 3.000 Hektar werden neben weiteren Start- und Landebahnen, Rollfeldern und Hangars für Militärmaschinen, Wartungshallen, Lagern für Treibstoff, Munition, Ausrüstung und luftfahrttechnischem Material errichtet.
Nun ist nicht davon auszugehen, dass der Ausbau des südosteuropäischen Standortes Mihail Kogălniceanu in Konkurrenz zu einem Ausbau von US- oder NATO-Militärbasen in Mittel- und Nordeuropa steht, allerdings scheinen derzeit angesichts des Ukrainekriegs die Hauptmittel in diese Region zu fließen. Dass OWL auch derzeit schon Drehscheibe militärischer Logistik ist, mögen folgende Flugbewegungen, die täglich über der Region stattfinden, dokumentieren:
Regelmäßige Transportflüge vom britischen Brize Norton vorwiegend ins polnische Rzeszow in der Nähe der Ukraine.
Häufige Flüge von Evreux zum Fliegerhorst Wunstorf nahe Hannover.
Flüge von Flughäfen in Mitteleuropa in Richtung der Baltischen Staaten.
Ebenfalls über OWL: Kanadische Air Force auf dem Weg von Brize Norton nach Warschau.
Im Rahmen von Übungen der Luftwaffe über OWL: ein Learjet als Flugzieldarstellung.
Und der dazugehörige Trainingsflug: Tornado mit Kennung NITRO1 aus dem Fliegerhorst Büchel, bzw. Nörvenich.
Ebenfalls über OWL unterwegs: Flugzeuge im Dienst der Rüstungsschmiede Rheinmetall im niedersächsischen Unterlüß.
Bei der Intensität des militärischen Flugbetriebs über der Region und der offensichtlichen Absicht von NATO- und US-Militär eines Ausbaus der militärischen Kapazitäten gegen Russland bleibt die Gefahr einer Remilitarisierung des Areals Gütersloh. Die Initiativen vor Ort, allen voran die Initiative für eine friedliche Nutzung des Flughafengeländes Gütersloh arbeiten erfolgreich daran, das Thema öffentlich zu machen und Protest gegen einen erneuten Militärhafen Gütersloh zu organisieren.
Weitere interessante Informationsquelle bezüglich aktueller Entwicklungen im militärischen Bereich ist die Informationsstelle Militarisierung (e.V.), die1996 von Personen aus dem Spektrum der Neuen sozialen Bewegungen, insbesondere der Friedensbewegung, initiiert wurde. Der Sitz des gemeinnützigen Vereins ist Tübingen. Im Jahr 2011 wurde die IMI mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
Der Blog gegensätze wird nach 30 Ausgaben in einem Dreivierteljahr nun so lange pausieren, bis – was hoffentlich nicht passiert – sich Neuentwicklungen in Richtung einer neuen militärischen Nutzung des Gütersloher Areals ergeben. Die Aktivitäten der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flughafengeländes Gütersloh sind weiterhin auf der in der Linkliste angegebenen Facebook-Seite einzusehen.
In Verbindung mit einer Remilitarisierung des ehemaligen Flughafens Gütersloh bleibt die Forderung: 1 Promille von militärischen Aufwendungen für gewaltfreie, nicht militärische Konfliktbearbeitung und – heute mehr denn je – keine Remilitarisierung des Areals in Gütersloh!
In der politischen Diskussion in der Bundesrepublik zum Ukraine-Krieg haben sich zwei Fraktionen gebildet, die auf konträre Weise auf das Geschehen Einfluss zu nehmen versuchen. Auf den ersten Seiten des virtuellen Büros für gewaltfreie Konfliktbearbeitung werden nun die TopTen von Persönlichkeiten zusammengestellt, die für die beiden Wege stehen.
Siehe: Top Ten FörderInnen kriegerischer Eskalation und Remilitarisierung
Siehe: Top Ten FörderInnen von Verhandlungslösungen und neuer Entspannungspolitik
Mit den TopTen wird eine Übersicht über die verschiedenen Motivationslagen der AkteurInnen vermittelt und damit eine differenzierte sachliche Analyse der Positionen ermöglicht.
Quellen / Links:
Facebook-Seite der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes Gütersloh
Informationsstelle Militarisierung
Stand: 29.06.2024
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