Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 9

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

03.12.2023

Während es zu der Prüfung einer neuen Nutzung des ehemaligen Flughafen-Areals durch das US-Militär weiterhin keine neue Informationen gibt, fand am 30.11.2023  eine erste Veranstaltung der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes Gütersloh in der Weberei statt. Vor über 20 interessierten Gästen erinnerte der Referent des Abends, der Historiker Norbert Ellermann, an die Zerstörungen in Gütersloh durch Bombenangriffe der Alliierten im November 1944.

Mit zahlreichen Bildern aus den Jahren 1944/45 und als Vergleich von 2014 wurde das Ausmaß der Zerstörungen durch die Bombenangriffe deutlich. Die Fotos stammten vorwiegend von dem nun 92-jährigen Rudolf Hermann, der als Zeitzeuge, ehemaliger Eisenbahner und passionierter Stadthistoriker detailreich zu den Ereignissen gearbeitet hat. Ebenfalls gezeigt wurden Luftaufnahmen aus US-Archiven, die anhand der sichtbaren Bombentrichter einen Überblick über die Ziele der Bombardierungen lieferten.

Der heftigste Angriff auf Gütersloh erfolgte vor fast genaue 79 Jahren, am Totensonntag am 26. November 1944. Allein in der Apostelkirche, die als Luftschutzraum diente, starben 19 Menschen als das Deckengewölbe einstürzte. Schwere Schäden gab es in mehreren Straßenzügen, u.a. in der Straße Blessenstätte.

Die Angriffe zielten vor allem auf die Bahnstrecke, den Bahnhof, das in Gütersloh befindliche Bahnbetriebswerk und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die Produktion kriegswichtiger Erzeugnisse in Gütersloher Unternehmen.  Insgesamt starben bei den Angriffen auf Gütersloh 300 Zivilisten.

In der sich anschließenden Diskussion wurde Verständnis gezeigt, dass deutsche Städte Ziel der Alliierten wurden. Es ging darum, Deutschland als Verursacher des 2. Weltkriegs zu besiegen. Die Angriffe zielten auf Infrastruktur ab, sollten aber auch im Sinne eines „Moral Bombing“ die Bevölkerung dazu bringen, sich gegen die kriegsführende Regierung aufzulehnen.

Hingewiesen wurde auch auf die zahlreichen Opfer, die die Alliierten zu verzeichnen hatten: In London wurde 2012 ein Denkmal zu Ehren der britischen Bomberflotte enthüllt, das an über 55.000 Piloten und Navigateure des „Bomber Command“ erinnert, die bei diesen Einsätzen ihr Leben verloren.

Es zeichnete sich ein Konsens ab, dass Krieg immer auch Opfer in der Zivilbevölkerung mit sich bringt und dass auch Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konvention keinen Schutz bilden und dass es darum gehe, Krieg unter allen Umständen zu vermeiden. Hingewiesen wurde u.a. auf den Ansatz von Ursula Kraft zur Friedenspädagogik und Gewaltfreiheit und das Eintreten vieler Persönlichkeiten gegen den Krieg.

Die Zielsetzung des Abends war, die Risiken von Militär und Krieg für die Zivilbevölkerung anhand der Ereignisse in Gütersloh deutlich zu machen und auch in diesem Sinne auf eine weitere zivile, und nicht militärische Nutzung des ehemaligen Flughafen-Areals in Gütersloh hinzuwirken. Der Rückblick in die Vergangenheit diente dazu, Konsequenzen zur Gestaltung der Zukunft ziehen zu können. Die Initiative kündigte weitere Aktivitäten im neuen Jahr an.

Historiker Norbert Ellermann referierte auf Einladung der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes Gütersloh über Zerstörungen in Gütersloh durch Bombenangriffe im November 1944

Quellen / Links:

Erzählcafé: „Bombing around the clock“ – Gütersloh (guetersloh.de)

Als Gütersloh in Trümmern versank | nw.de

Stand: 03.12.2023

Nächster Blogpost am 17.12.2023

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