Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 21

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

18.03.2024

Weiterhin keine Landeerlaubnis für die US Air Force – ehemaliger Flughafen Gütersloh.

Zur Situation am Flughafen Gütersloh: Während auch rund 9 Monaten nach dem ersten Anzeichen einer erneuten militärischen Nutzung das Areal noch unverändert daliegt, hat die Initiative für eine friedliche Nutzung des Flughafens Gütersloh erste Erfolge zu verzeichnen: Die auf den Weg gebrachten Bürgereingaben haben zur Behandlung des Themas in mehreren politischen Gremien in den betroffenen Gemeinden Gütersloh, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz geführt.

Nachdem sich der Rat der Stadt Harsewinkel für die friedliche Nutzung des Flugplatzes ausgesprochen hat, ist der Hauptausschuss in Gütersloh ebenso verfahren und hat beschlossen mit den anderen betroffenen Kommunen einen Dialogversuch Richtung Bundesregierung zu starten. Hauptaussage ist, dass die Bemühungen der Gemeinden für eine zivile Nutzung des Geländes in den vergangenen Jahren nicht umsonst gewesen sein sollen, sondern dass an den Planungen zur Ansiedlung von Gewerbe und weiterer ziviler Nutzungen festgehalten wird.

Am 20.März wird auch der Rat der Gemeinde Herzebrock-Clarholz über die von der Initiative auf den Weg gebrachte Anregung beraten.

Die Planungen für eine künftige zivile Nutzung des Areals sieht vor, dass weite Teile südlich der Startbahn unter Naturschutz gestellt würden. In Zeiten, in denen es gilt, dem dramatischen Klimawandel durch Minderung von CO2-Ausstoss und Erhaltung und Ausbau von Naturflächen zu begegnen, wäre das Ausweisen von Naturflächen oder auch Flächen für regenerative Energiegewinnung zu nutzen, ein wichtiger lokaler Beitrag. Auf Teilen des Flughafengeländes hat sich bis heute die Vegetation der alten Emsauenlandschaft erhalten. Durch die extensive Nutzung befinden sich auf den jahrzehntelang ungedüngten Magerrasenflächen im Offenlandbereich in Größe und Ausdehnung herausragende Naturlebensräume mit einer hohen Artenvielfalt und vielen schützenswerten und vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Diese Flächen sind prädestiniert für eine dauerhafte Konversion in Naturschutzgebiete ohne emissionsreichen Militärbetrieb.

Militär, Rüstung und Kriege haben auf verschiedene Weise erhebliche negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt. Diese Auswirkungen entstehen durch eine Kombination direkter und indirekter Faktoren, von Treibhausgasemissionen über Umweltzerstörung bis hin zur Verschmutzung. Hier sind einige Beispiele, wie diese Aspekte das Klima negativ beeinflussen:

1. Treibhausgasemissionen

Militärische Fahrzeuge und Flugzeuge: Militärische Operationen erfordern den Einsatz einer großen Zahl von Fahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen, die enorme Mengen an fossilen Brennstoffen verbrauchen. Diese Fahrzeuge stoßen signifikante Mengen an CO2 und anderen Treibhausgasen aus, die zur globalen Erwärmung beitragen. Zum Beispiel sind die US-Streitkräfte allein einer der größten Emittenten von Treibhausgasen weltweit.

Energieverbrauch von Militärbasen: Militärbasen verbrauchen für ihre Operationen, Unterkünfte und weitere Infrastrukturen viel Energie. Dieser hohe Energiebedarf führt zu erheblichen CO2-Emissionen.

2. Umweltzerstörung

Landminen und nicht explodierte Ordnance (UXO): Landminen und UXOs können über Jahre oder sogar Jahrzehnte nach einem Konflikt bestehen bleiben, was nicht nur eine Gefahr für Menschen darstellt, sondern auch Landflächen unbrauchbar macht und somit die Umwelt schädigt.

Militärische Übungsgebiete: Große Flächen werden für militärische Übungen genutzt, was oft zu Bodenerosion, Vegetationsverlust und Störung von Tierhabitaten führt.

3. Verschmutzung

Chemische und toxische Substanzen: Die Nutzung von Chemiewaffen oder die versehentliche Freisetzung von toxischen Substanzen und Schwermetallen im Rahmen militärischer Aktivitäten führt zu Boden- und Wasserverschmutzung, die langfristige negative Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben kann.

Ölverschmutzung und -verbrennung: In Kriegszeiten kommt es häufig zu absichtlicher oder zufälliger Freisetzung von Öl oder zu Ölverbrennungen, die erhebliche Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung verursachen. Ein Beispiel hierfür ist die Verbrennung von Ölquellen während des Golfkrieges in den 1990er Jahren.

4. Ressourcenverbrauch

Ressourcen für Rüstungsproduktion: Die Herstellung militärischer Ausrüstung und Waffen erfordert beträchtliche Mengen an Metallen, Kunststoffen und anderen Materialien, deren Gewinnung und Verarbeitung oft mit hohen CO2-Emissionen und Umweltschäden verbunden ist.

Wasser- und Landverbrauch: Sowohl für die Stationierung von Truppen als auch für militärische Übungen werden große Mengen an Wasser und Land benötigt, was lokale Ökosysteme und die Verfügbarkeit dieser Ressourcen für zivile Zwecke beeinträchtigen kann.

Nach der im Oktober 2023 veröffentlichten Studie „CLIMATE CROSSFIRE – how NATO’s 2% military spending targets contribute to climate breakdown“ haben die Nato-Staaten im Jahr 2021 allein durch ihre Armeen und deren Infrastruktur fast 200 Millionen Tonnen CO2-Emissionen produziert. Das ist mehr als ein Viertel dessen, was ganz Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt an Treibhausgasen ausgestoßen hat.

Durch die Zeitenwende und das 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr werden sich diese Daten für Deutschland wie in vielen anderen NATO-Staaten künftig noch einmal deutlich nach oben bewegen.

Insgesamt haben Militär, Rüstung und Kriege also durch eine Vielzahl von Aktivitäten und Prozessen einen tiefgreifenden Einfluss auf das Klima und die Umwelt. Dies umfasst nicht nur die direkten Auswirkungen von Konflikten, sondern auch die breiteren ökologischen Fußabdrücke, die durch die Aufrechterhaltung und Vorbereitung von Streitkräften entstehen.

In Verbindung mit einer Remilitarisierung des ehemaligen Flughafens Gütersloh bleibt die Forderung: 1 Promille von militärischen Aufwendungen für gewaltfreie, nicht militärische Konfliktbearbeitung und – heute mehr denn je – keine Remilitarisierung des Areals in Gütersloh!

Die Initiative für Büros für Gewaltfreie Konfliktbearbeitung befindet sich in ihrer Startphase. Zunächst ist eine virtuelle Präsenz des Büros geplant. Sollte es zu einer Remilitarisierung des Flughafens Gütersloh kommen, steht die Forderung nach 1 Promille der Investitions- und laufenden Kosten einer Airbase Gütersloh für den Betrieb eines „echten“ Büros zur Förderung von gewaltfreier Konfliktbearbeitung im Raum. Die Initiative ist ausdrücklich pazifistisch und anti-militaristisch ausgerichtet und dabei überparteilich und unabhängig von anderen Organisationen.

Aufgabe der Büros für gewaltfreie Konfliktbearbeitung soll die breit angelegte Erarbeitung von Friedenslösungen durch Akteure und Akteurinnen der Zivilgesellschaft sein. Eine Lobby gegen militärische Gewalt und für eine Kultur des Friedens und der Versöhnung.

Schon jetzt vormerken: Freitag, 29. März 2024 – 15:00, Ostermarschkundgebung „Flughafen Gütersloh – Für eine friedliche Nutzung“, 15 Uhr, Haupteingang des ehemaligen Militärflughafens Gütersloh, Marienfelder Str., VA: Gütersloher Friedensforum

Quellen / Links:

Facebook-Seite der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes Gütersloh

radioguetersloh.de/nachrichten/kreis-guetersloh/reaktivierung-des-militaerflughafens-guetersloh-will-mit-harsewinkel-und-herzebrock-clarholz-sprechen.html

Ratsinformationssystem Gemeinde Herzebrock-Clarholz, Ratssitzung 20.03.2024, Vorgang V62-2024

taz.de/Emissionen-des-Militärs/Treibhausgase im Jahr 2021 

Ostermarsch 2024 in Gütersloh | Netzwerk Friedenskooperative

Stand: 16.03.2024

Nächster Blogpost am 25.03.2024

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