Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 14

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

22.01.2024

Mitte der verganenen Woche wurde es angekündigt: Ab Februar wird das größte NATO-Manöver seit Jahrzehnten stattfinden. Über vier Monate hinweg werden 90.000 Soldaten im Rahmen von Steadfast Defender, Standhafter Verteidiger, involviert sein. Ein Schwerpunkt wird die Alarmierung und Verlegung von nationalen und multinationalen Landstreitkräften sein.

Mit der Ankündigung des Groß-Manövers erscheinen die Besuche von US-Militärs auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens Gütersloh in einem neuen Licht. War bisher eine langfristige Neueröffnung des Flughafen-Geländes vermutet worden, erscheinen nun weitere Szenarien möglich, vielleicht sogar wahrscheinlicher. Eine Art kurzfristiger „Pop up“ – Flughafen für die Zeit des Manövers, oder eine Nutzung als Reserve- oder Notfall-Airfield bei einem der wesentlichen Elemente des Manövers, der Verlegung von Soldaten an die Ostflanke, oder in den Kategorien der Übung eines simulierten russischen Angriffs formuliert „Ostfront“ der NATO.

In diesem Falle würde eine Remilitarisierung des Geländes nicht Monate auf sich warten lassen, sondern bereits in wenigen Wochen, wenn nicht in wenigen Tagen Wirklichkeit werden können. Die Vorbereitungen für Steadfast Defender beginnen laut Agenturmeldungen bereits in der letzten Januar-Woche, das Manöver an sich im Februar.

Plausibel wird eine Einbeziehung des Flughafens in die Aufmarschpläne durch den Umstand, dass bereits jetzt Transportrouten der NATO den Luftraum über Ostwestfalen kreuzen:

Wie bereits im  Blogpost Nr. 13 geschildert, überfliegen immer wieder Militärtransporter vom englischen Brize Norton auf ihrem Weg ins Baltikum oder zum Flughafen Rzeszow-Jasionka im Südosten Polens die Region (A400 M Atlas RRR4952). Oder auch Flüge der belgischen Air Force von Brüssel zum mittlerweile nur noch militärisch genutzten Flughafen Šiauliai in Litauen (A400 M BAF635). Dazu zählen auch Flüge der Kanadischen Royal Canadian Air Force vom englischen RAF Prestwick nach Thessaloniki (C30 Lockheed Hercules  CFC2937).

Dies alles Maschinen, die nicht nur im Rahmen des nun angekündigten Groß-Manövers die bestehende Start- und Landebahn in Gütersloh zu Zwischenstopps oder Umlade-Aktionen nutzen  könnten. Nicht zuletzt könnte im lokalen Bezug von Bedeutung sein, dass das  Panzerbataillon 203 aus Augustdorf nach Litauen verlegt wird.

Forderung nach Kriegstüchtigkeit, 100 Milliarden Sondervermögen für Militär und Rüstung in Deutschland, Diskussionen zur Wiedereinführung der Wehrpflicht, Verlagerung von Truppen in das Baltikum, nun die größte NATO-Übung seit Jahrzehnten. Im Nahen Osten Luftschläge und militärische Attacken der Konfliktparteien in Israel, in Syrien, im Jemen, im Irak, im Libanon, in Pakistan. Taumelt Europa und die Welt einem großen Krieg entgegen?  Wer kann ausschließen dass ein Manöver nicht  in echte Kriegshandlungen mündet? Kriege lassen sich nicht am Tage des Kriegsausbruchs verhindern, sondern nur im Vorfeld.

Es bleibt die Forderung: 1 Promille von militärischen Aufwendungen für gewaltfreie, nicht militärische Konfliktbearbeitung und – heute mehr denn je – keine Remilitarisierung des Areals in Gütersloh!

Aufgabe der Büros für gewaltfreie Konfliktbearbeitung soll die breit angelegte Erarbeitung von Friedenslösungen durch Akteure und Akteurinnen der Zivilgesellschaft sein. Eine Lobby gegen militärische Gewalt und für eine Kultur des Friedens und der Versöhnung.

Quellen / Links:

Facebook-Seite der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes Gütersloh

Flightradar24

Stand: 21.01.2024

Nächster Blogpost am 29.01.2024

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