Ehemaliger Flughafen Gütersloh – Zivile Nutzung statt Remilitarisierung! Nr. 15

Seit Mai 2023 gibt es Hinweise, dass der ehemalige Flughafen Gütersloh erneut militärisch genutzt werden soll. Laut lokaler Medien prüft das US-Militär angesichts des Krieges in der Ukraine, neue militärische Kapazitäten in der Region aufzubauen. Ab Oktober 2023 erhalten Sie hier Einschätzungen, Hintergründe und aktuelle Nachrichten zu den weiteren Entwicklungen.

29.01.2024

Während das große NATO-Manöver Steadfast 2024 begonnen hat, gibt es bezüglich des ehemaligen Flughafens Gütersloh weiterhin keine neuen Erkenntnisse zu den im letzten Jahr bekannt gewordenen Hospitationen des Geländes durch US-Militärs.

Die Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes bereitet neue Aktionen vor, die u.a. darauf abzielen, in den unmittelbar betroffenen Gemeinden Gütersloh, Harsewinkel und Herzebrock-Clarhorst das Thema einer drohenden Remilitarisierung des ehemaligen Flughafen-Geländes bei Politik und Verwaltung bekannt zu machen.

Neben den unablässigen Forderungen nach immer mehr Waffen in die Ukraine sind in der Öffentlichkeit weiterhin auch jene Stimmen zu vernehmen, die Verhandlungen und gewaltfreie Konfliktbearbeitung fordern.
So fand in Bielefeld eine gut besuchte Veranstaltung der Katholischen Bildungsarbeit BILDungsPUNKT zum Thema Gewaltfreie Verteidigung mit Dr. Martin Arnold statt, einem evangelischen Theologen, renommierten Friedensforscher und Mitarbeiter des Instituts für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung.
Arnold präsentierte Fakten und weiterführende Überlegungen zur Geschichte sozialer Verteidigung, angefangen mit Mahatma Ghandis Salzmarsch, der letztlich zur Unabhängigkeit Indiens führte bis hin zu Beispielen von lokalen „Waffenstillstands“-Lösungen im aktuellen Ukraine-Krieg.

Es lohnt sich, das Militär- und Kriegsgeschehen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Neben einer Sicht aus christlich-pazifistischen Perspektive ist naheliegend, die Männerdomäne Krieg einer Betrachtung aus  feministischer Sicht zu unterziehen. Patriarchat und Militär sind in verschiedenen Kulturen und Gesellschaften auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden. Einige Schlüsselaspekte dieser Verbindung sind laut KI-generierter Einschätzungen:

  1. Traditionelle Geschlechterrollen: Sowohl das Patriarchat als auch das Militär stützen sich oft auf traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Das Militär wird häufig als Domäne angesehen, die Männlichkeit durch Attribute wie Stärke, Mut und Aggressivität betont.
  2. Hierarchische Strukturen: Sowohl in patriarchalischen Gesellschaften als auch in militärischen Organisationen gibt es oft strikte hierarchische Strukturen. Diese Hierarchien können Macht und Autorität in einer Weise konzentrieren, die männliche Dominanz unterstützt.
  3. Macht und Kontrolle: Das Patriarchat beinhaltet häufig die Kontrolle von Männern über Ressourcen und Entscheidungsprozesse. Ähnlich verfügt das Militär über bedeutende Macht und Kontrolle in Bezug auf Waffen, Verteidigung und oft auch in politischen Angelegenheiten.
  4. Ausschluss von Frauen: Historisch gesehen waren Frauen sowohl vom Militär als auch von vielen patriarchalischen Machtstrukturen ausgeschlossen. Obwohl sich dies in vielen Ländern geändert hat, gibt es immer noch Bereiche, in denen Frauen im Militär unterrepräsentiert oder von bestimmten Rollen ausgeschlossen sind.
  5. Soziale und kulturelle Normen: Patriarchat und Militär beeinflussen und verstärken gegenseitig die sozialen und kulturellen Normen, die Männlichkeit und männliche Dominanz betonen. Diese Normen können sich in der Art und Weise widerspiegeln, wie Gesellschaften Konflikte betrachten und lösen.
  6. Geschlechtsspezifische Gewalt: In patriarchalischen Gesellschaften und in militärischen Kontexten kann es zu einer erhöhten Toleranz oder sogar Förderung von geschlechtsspezifischer Gewalt kommen, sei es gegenüber Frauen oder innerhalb der militärischen Reihen selbst.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Verbindungen variieren und sich im Laufe der Zeit und zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften ändern können.

Zu den wesentlichen Elementen mit dem Charakter patriarchaler Machtorganisation gehört das System von Befehl und Gehorsam, das konstitutiv für Militär und Kriegsführung ist. Es bedeutet, dass sich Menschen über einen langen Zeitraum in eine Situation begeben, in der sämtliche Elemente menschenwürdiger, d.h. eigenständiger Lebensführung außer Kraft gesetzt sind. Der Zwang wird durch die Aussicht auf drakonische Strafen nicht nur bei Befehlsverweigerung oder Desertation hergestellt.

Der Umgang mit Waffen, bzw.  allgemeiner formuliert Systemen zur Zerstörung und Vernichtung von Feinden entspricht ebenfalls einer vorwiegend von Männern dominierten Sphäre aus der Kombination aus Technik und Gewaltausübung, beginnend mit dem Faible für Schusswaffen bis hin zur Entwicklung von Hightech-Systemen wie Nuklearwaffen, Drohnen und Weltraum-Waffen, immer mit Ziel unmittelbarer Gewaltausübung.

Eng verbunden mit den Waffensystemen ist der Wille zur Vernichtung, der  konstitutiv im militärischen Kontext ist und z.B. auch im patriarchal bedingtem Phänomen von Femiziden, der weit verbreiteten Tötung von Frauen, zum Ausdruck kommt.

Wichtig ist zu erwähnen, dass die Zuschreibungen zu Geschlechtern nicht  biologischen Unterschieden entsprechen und damit determiniert sind, sondern sich kulturell unterschiedlich entwickelt haben oder entwickeln.

Militär und Kriegsführung als Bestandteil patriarchaler Verhältnisse zu sehen legt nahe, dass Krieg und Militarismus aus feministischer Sicht problematisiert und bekämpft wird: Es gibt nach KI-Auskunft mehrere feministische Initiativen und Organisationen, die sich gegen Krieg und Militär einsetzen. Diese Organisationen betrachten Krieg und Militär oft durch eine geschlechtsspezifische Linse, wobei sie Themen wie die Auswirkungen von Konflikten auf Frauen und Kinder, sexuelle Gewalt in Kriegszeiten und die Rolle von Frauen als Friedensstifterinnen hervorheben. Einige bekannte Beispiele sind:

  • **Women for Women International**: Diese Organisation unterstützt Frauen in Kriegs- und Konfliktregionen, indem sie ihnen hilft, ihr Leben wieder aufzubauen.
  • *Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF)**: WILPF ist eine der ältesten Frauenfriedensorganisationen und setzt sich für die Beendigung von Kriegen und für eine feministische Sicht auf Frieden und Sicherheit ein.
  • **Code Pink**: Code Pink ist eine Frauen-geführte Graswurzelorganisation in den USA, die sich gegen Kriege und Militarismus ausspricht und sich für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzt.
  • **Madre**: Diese internationale Frauenorganisation arbeitet mit lokalen Frauen zusammen, um Kriegs- und Katastrophenopfern zu helfen und sich für dauerhaften Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.
  • **Global Fund for Women**: Diese Organisation unterstützt Frauenrechtsgruppen weltweit und setzt sich unter anderem für Frieden und gegen Kriegsgewalt ein.

Diese Organisationen nutzen verschiedene Strategien, darunter Bildungsprogramme, Lobbyarbeit, direkte Unterstützung für Betroffene und öffentliche Kampagnen, um ihre Ziele zu erreichen.

Eine Entwicklung, die sich bezogen auf den Ukraine-Krieg als feministisch orientiert andeutet, ist die Initiative, die von Alice Schwarzer und mit ihr der feministischen Zeitschrift EMMA und Sara Wagenknecht maßgeblich getragen wird: sie fordert seit Mitte 2023 einen Waffenstillstand und die Aufnahme von Verhandlungen im Ukraine-Krieg.

Es bleibt die Forderung: 1 Promille von militärischen Aufwendungen für gewaltfreie, nicht militärische Konfliktbearbeitung und – heute mehr denn je – keine Remilitarisierung des Areals in Gütersloh!

Die Initiative für Büros für Gewaltfreie Konfliktbearbeitung befindet sich in ihrer Startphase. Zunächst ist eine virtuelle Präsenz des Büros geplant. Sollte es zu einer Remilitarisierung des Flughafens Gütersloh kommen, steht die Forderung nach 1 Promille der Investitions- und laufenden Kosten einer Airbase Gütersloh für den Betrieb eines „echten“ Büros zur Förderung von gewaltfreier Konfliktbearbeitung im Raum. Die Initiative ist ausdrücklich pazifistisch und anti-militaristisch ausgerichtet und dabei überparteilich und unabhängig von anderen Organisationen.

Aufgabe der Büros für gewaltfreie Konfliktbearbeitung soll die breit angelegte Erarbeitung von Friedenslösungen durch Akteure und Akteurinnen der Zivilgesellschaft sein. Eine Lobby gegen militärische Gewalt und für eine Kultur des Friedens und der Versöhnung.

Quellen / Links:

Facebook-Seite der Initiative für eine friedliche Nutzung des Flugplatzgeländes Gütersloh

Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung

Home – www.wilpf.de

Peace in Ukraine- CODEPINK – Women for Peace

Stand: 28.01.2024

Nächster Blogpost am 05.02.2024

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